Klappentext: Die Globalisierung verändert das Verhältnis von Metropolen und Peripherie. Die Merheit der Länder der dritten Welt ist weiter zurückgefallen und gerät in eine noch größere Abhängikeit von den großen kapitalistischen Ländern. In der Phase neoliberaler Globalisierung hat das Verhältnis von Metropolen und Peripherien eine neue Akzentuierung erfahren. Die Differenzierungsprozesse zwischen den sogenannten Schwellen- und den am wenigsten entwickelten Ländern der Dritten Welt, aber auch innerhalb ihrer Territorien haben sich beschleunigt. Die von Propagandisten der neoliberalen Globalisierung versprochenen Aufholprozesse und erhöhten Chancen der Länder der Dritten Welt sind bislang nur in sehr wenigen Fällen sichtbar geworden. Die Mehrheit der Peripherieländer ist weiter zurückgefallen und selbst die fortgeschrittenen Schwellenländer (wie z.B. in Ostasien und in Lateinamerika) mussten infolge schwerer Finanz- und Währungskrise zeitweise oder dauerhaft Rückschläge im Entwicklungsprozess hinnehmen. Dieter Boris analysiert auch am Beispiel bestimmter Regionen (vor allem Lateinamerika) und einzelner Länder (vor allem Mexiko und Argentinien) die internen ökonomischen und sozialstrukturellen Verhältnisse, die in den meisten Fällen nur eine subordinierte und passive Anpassung an vorgebliche unabweisbare Weltmarktzwänge zuließen.
"Der Autor konzentriert sich auf die Konsequenzen wirtschaftlicher Globalisierung und wirtschaftspolitischer Liberalisierung für die bisherigen wohlfahrtsstaatlichen Formen sozialer Integration. Das räumliche Auseinanderfallen von Politik und Ökonomie hat den nationalen Regierungen die politische Fähigkeit genommen, wirtschaftliche Anpassungsprozesse sozial abzufedern. Das Ergebnis ist ein Prozeß zunehmender sozialer Exklusion auch in den Industrieländern, der beginnt, die räumlichen Grenzen zwischen Metropolen und Peripherie immer mehr zu verwischen, auch wenn sie noch weit davon entfernt sind, aufgehoben zu werden. Der Autor betont, daß sich soziale Prozesse zunehmend transnational konstituieren und kaum noch auf den einzelstaatlichen Raum begrenzt analysieren, geschweige denn innerhalb dieses Raums adäquat bearbeiten lassen." (Autorenreferat)
Discusses the structural consequences of increasing economic globalization for the economic & social competence of states in the First & Third Worlds. Earlier in the postwar era, economic internationalization was accompanied by expanding national welfare regimes & some protectionism, which offered some balance of market & social community in the global economic order. This changed around the late 1970s as capital became increasingly mobile, & companies that had been "national champions" (eg, General Motors in the US, Siemens in Germany) became global players. Welfare regimes stopped expanding as welfare states became competiton states with declining social & economic competence. One effect of this has been a marginalization of less educated social strata. This has blurred center & periphery as territorial categories. Social & economic polarization are now feeding expanding peripheries in the center, while the center is an increasingly important phenomenon in the periphery. Some suggestions for developing a critical politics are offered. 54 References. Adapted from the source document.
Der Beitrag beginnt mit der Feststellung, daß eine dritte Phase der Entwicklungsforschung begonnen hat: Nach der Etappe der Modernisierungstheorien und der Phase der Theorie des peripheren Kapitalismus ist nun die Phase der Theorie kapitalistischer Akkumulation im Weltmaßstab erreicht. Die im Beitrag entwickelten Fragestellungen für eine entwicklungstheoretisch relevante Forschung über die Entwicklungsdynamik der Metropolen werden als partieller Ausgangspunkt für diese dritte Phase der Entwicklungsforschung betrachtet. Zunächst werden die Analysen von Frühphasen kapitalistischer Metropolen im Lichte aktueller Theorien und Doktrinen über Entwicklungsländer diskutiert. Dazu wird zurückgegriffen auf die gängigen Entwicklungstheorien und die Theorie des peripheren Kapitalismus. In einem nächsten Teil werden Anknüpfungspunkte zur Kooperation vor allem mit Wirtschaftshistorikern entwickelt. Es wird darauf hingewiesen, daß für die konkrete Analyse kapitalistischer Akkumulation zunächst auf verfügbare gesellschaftsgeschichtliche Monographien über metropolitane Entwicklungswege zurückgegriffen werden muß. Dabei wird wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Beiträgen ein besonderer Stellenwert zugemessen. Als Ausgangspunkt für die Analyse wird die europäische Wirtschaftsgeschichte empfohlen. Erste Versuche einer Typologisierung von Formen wirtschaftlichen Wachstums werden beschrieben. (KW)
Thema der in diesem Buch veröffentlichten Vortragsreihe ist die Raumentwicklung in den Europäischen Regionen. Obwohl die EU in diesem Feld nicht über Kompetenzen verfügt, ist die räumliche Politik spätestens seit Verabschiedung der Territorialen Agenda von deren Zielen und Programmen geprägt. Besonders in den großen Metropolen und Metropolregionen werden Motoren zur wirtschaftlichen Entwicklung und damit zur Erreichung der Ziele von Lissabon und Göteborg gesehen. Dieser Band legt einen Fokus auf die Umsetzung der europäischen Regionalentwicklungspolitik in verschiedenen Mitgliedstaaten. Dabei steht der Zusammenhang zwischen Metropolen und Peripherien und deren jeweilige Beiträge zu einer nachhaltigen Raumentwicklung im Vordergrund. Die Auswirkungen der EU-Politik wie auch der nationalen Raumplanung auf die territoriale Entwicklung werden von den Referentinnen und Referenten hinterfragt.
Metropole ist ein schillernder Begriff. Er verspricht Urbanität, Modernität, Kreativität, Vielfalt und ruft bestimmte Wünsche, Sehnsüchte und Weltstadtbilder hervor. Als Inbegriff des Urbanen erlebt das Diskursphänomen "Metropole" in gesellschaftlichen, stadtpolitischen und wissenschaftlichen Kontexten seit nunmehr zwei bis drei Jahrzehnten eine fortwährende Konjunktur. Realer Hintergrund der Metropolendiskurse sind funktionale, sozialräumliche und politische Transformationen, welche vor allem die großen Städte und ihre Positionen im nationalen und globalen Städtesystem betreffen. Die Städte sehen sich im nationalen und internationalen Standortwettbewerb und richten ihre Politik darauf aus, ihre Standortattraktivität zu verbessern. Die höchste Stufe städtischer Zentralität – Metropole zu sein, das Label Metropole zu verwenden oder zumindest metropolitane Eigenschaften zu besitzen – wird für viele Städte zu einem zentralen Aspekt ihres normativen Selbstbildes. Was aber verbirgt sich hinter dem Begriff Metropole, was macht seinen Bedeutungsgehalt aus, und welche Funktionen üben Metropolen aus? In der Arbeit werden erstens die kulturellen und symbolischen Zuschreibungen, die mit dem Metropolenbegriff verbunden sind, erörtert, zweitens die metropolitanen Funktionen theoretisch systematisiert und drittens die Metropolfunktionen im deutschen Städtesystem quantitativ analysiert. Mit einer quantitativen semiologischen Analyse der führenden deutschen überregionalen Printmedien werden die Muster des Sprachgebrauchs für den Begriff Metropole herausgearbeitet. Sie werden als Bedeutungszuschreibungen in massenmedialen Kommunikationsprozessen interpretiert und erzeugen für den Metropolenbegriff ein semantisches Feld, dessen Analyse Aussagen über den Bedeutungsgehalt und die Funktionen von Metropolen zulässt. Metropolen verfügen einerseits über symbolisches Kapital, das sich in metropolitanaffinen Zuschreibungen niederschlägt und sie von anderen Städten unterscheidet. Anderseits verweisen die Sprachmuster auf ökonomische, politische, kulturelle, soziale, verkehrliche und bauliche Aspekte, die Metropolen als Zentren der Symbolproduktion und Orte baulichräumlicher Konfigurationen mit hohem Symbolwert charakterisieren. Diese Zuschreibungen verweisen auf metropolitane Funktionen, die auch Gegenstand der Metropolenforschung sind. Metropolität beschreibt ein theoretisches Konstrukt, das durch metropolitane Funktionen operationalisiert werden kann. Dieses funktionale Metropolenverständnis bezieht sich neben den klassischen ökonomischen auch auf soziale, kulturelle und politische Funktionen. Mit einer indikatorengestützten quantitativen Analyse metropolitaner Funktionen zur Messung der Metropolität deutscher Städte können Veränderungen der räumlichen Konzentration und funktionalen Spezialisierung im Zeitverlauf analysiert und anschließend im Zusammenhang mit Ansätzen der Agglomerationstheorie interpretiert werden. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kommt es bis heute zu einem großräumigen Prozess der Konzentration. Auf der Ebene der Kreise und Städte zeigen die Daten eine polarisierende Konzentration, indem vor allem die Hauptstadt Berlin und die beiden großen Regionalmetropolen München und Hamburg ihre Position ausbauen können. Hingegen geht die metropolitane Bedeutung der kleineren Zentren relativ zurück. Der Prozess der großräumigen Konzentration wird überlagert von einem Prozess der intraregionalen Dekonzentration. Dieser lässt sich vor allem in München nachweisen, aber auch in den morphologisch polyzentralen Metropolräumen Stuttgart, Frankfurt/Rhein-Main und Rhein-Ruhr. Den Positionsgewinnen von Berlin, München und Hamburg stehen Positionsverluste der westdeutschen Zentren und Metropolräume, insbesondere des Metropolraums Rhein-Ruhr, gegenüber. Aus der Analyse der funktionalen Differenzierung metropolitaner Funktionen geht hervor, dass vor allem die großen Metropolräume Berlin, Hamburg, München, Rhein-Ruhr und Frankfurt/Rhein-Main in den meisten metropolitanen Teilfunktionen Stärken besitzen und insofern eine diversifizierte Struktur aufweisen. Allerdings weisen auch diese Metropolräume in einigen Teilfunktionen überdurchschnittliche Konzentrationen auf, die sich im Zeitverlauf weiter verstärken. Es kommt in diesen Räumen also zu einer Zunahme der Funktionsspezialisierung, so dass sich Spezialisierungs- und Diversifizierungsprozesse überlagern. In Berlin kommt es zu Funktionsgewinnen, wobei die höchsten Gewinne auf die klassischen Hauptstadtfunktionen entfallen. Diese Funktionsverlagerungen hängen direkt oder indirekt mit der Rolle Berlins als Regierungssitz zusammen. Hingegen nimmt der Metropolraum Berlin bei den ökonomischen Funktionen keinen Spitzenplatz im deutschen Vergleich ein. Die metropolitanen Funktionsprofile der ost- und westdeutschen Metropolräume unterscheiden sich daher erheblich. Die ökonomischen Funktionen sind auf die westdeutschen Metropolräume konzentriert, die wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Funktionen jedoch zum Großteil auf Berlin und teilweise auch auf die anderen ostdeutschen Metropolräume. Abschließend werden die grundlegenden Fragen nach dem Verständnis von Metropole und Metropolität aufgeworfen und in einem Modell mit den drei Ebenen Materialität, Funktion und Bedeutung verdeutlicht.
"Armenhaus Europas" und "Halb-Asien" – so hieß es im 19. Jahrhundert über das habsburgische Kronland Galizien. Man war der Auffassung, dass diese "rückständige" Grenzregion am nordöstlichen Rand der Donaumonarchie von den "Errungenschaften der Moderne" kaum berührt sei. Ein differenzierteres Bild der galizischen "Peripherie" hingegen möchte dieser Tagungsband des Doktorkollegs "Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe" der Universität Wien zeichnen. In den geschichts- und literaturwissenschaftlichen Beiträgen werden unterschiedliche Facetten der Moderne dieser multiethnischen und plurikulturellen Region beleuchtet und spezifisch galizische Ausprägungen thematisiert. Dabei wird Galizien nicht zur bloßen "Peripherie der Moderne" reduziert, sondern im Gegenteil als nahezu idealer Verhandlungsort der "Vielfalt der Moderne" verstanden. Im Blickpunkt stehen unterschiedliche Selbst- und Fremdzuschreibungen Galiziens innerhalb der Diskurse um die Moderne. Dabei spannt sich der Bogen von modernen Krisensymptomen, neuen nationalen Ideologien, innerjüdische Assimilationsdebatten und interreligiösen Spannungen über die unterschiedlichen Auswirkungen von Modernisierungsprozessen in Verwaltung, Politik und Militär bis hin zur Konstruktion Galiziens als postmodernem Erinnerungsraum in der Gegenwart.
"In der Diskussion, was ländliche Gesellschaften ausmacht, spielt das räumliche Ordnungsmodell der Unterscheidung zwischen Zentrum und Peripherie eine entscheidende Rolle. Die 'Natur der Peripherien' soll auf drei Ebenen des Zentrum-Peripherie-Modells herausgearbeitet und hinterfragt werden: 1. Obwohl sich die Modelle von Zentrum - Peripherie und Zivilisation - Natur inhaltlich unterscheiden, werden sie nicht selten analog verwendet. Beide sind dichotomisch, hierarchisch und progressiv angelegt, weisen dem Land normativ eine bestimmte Position im Gesellschaftsmodell zu. Im Vortrag wird die These vertreten, dass in dieser normativen Ordnung der soziale Wandel der ländlichen Gesellschaft unzureichend reflektiert wird, außerdem die Wechselwirkungen und Verschiebungen zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen 'Orten' nicht erfasst werden. 2. Peripherien werden als 'naturnahe', aber darüber hinaus sogar als 'natürliche' Bestandteile der räumlichen Ordnung von Gesellschaft angesehen. Unbeachtet bleiben dabei die (politischen, medialen, wissenschaftlichen und ökonomischen) Rahmensetzungen, die gesellschaftliche Konstitution des Verhältnisses von Zentrum und Peripherie. Peripherien werden in unterschiedlichen Zusammenhängen definiert und sie weisen nicht weniger unterschiedliche Entwicklungspfade auf, die wiederum Einfluss auf die Entwicklung des Zentrum - Peripherie - Verhältnisses haben. 3. Die Natur als Ort der Produktion und Reproduktion an Peripherien unterliegt differenzierten, sich verändernden gesellschaftlichen Bewertungen und Nutzungen. Als Ausdruck für die wirtschaftliche, institutionelle und ästhetische Formung der Natur hat sich Begriff 'Kulturlandschaft' durchgesetzt. Im Gegensatz zum Topos der 'Leere' soll im Vortrag die These vertreten werden, dass an den Peripherien deutliche Nutzungskonkurrenzen (z.B. Wildnis, stoffliche/ energetische Primärproduktion, Tourismus) stattfinden, die wiederum durch Zentrum - Peripherie - Beziehungen geprägt werden, und das der Diskurs über die 'Leere' keine unbedeutende Rolle dabei spielt. In die analytische Betrachtung fließen ausgewählte empirische Ergebnisse aus Untersuchungen zu peripheren Regionen in Nordostdeutschland ein." (Autorenreferat)